Endlich! Wir haben die Basis für den Umbau unseres K31 Scout erhalten und können uns im Projekt «Eidgenossen Scout» den nächsten Schritten widmen. In diesem Beitrag stellen wir kurz unser «neues» Baby vor und zeigen euch auch bereits die ersten Umbauschritte. Warum der «Eidgenossen Scout» dennoch kein Scout Rifle im Sinne von Jeff Cooper ist, erfahrt ihr im Fazit.
Wir scheuen weder Müh noch Kosten um das Projekt «Eidgenossen Scout» durchzuführen, und so haben wir auch für dieses Vorhaben wieder tüchtig «nach hinten links» gegriffen – das heisst den Geldbeutel zücken um zu bezahlen (nur für die etwas jüngeren Leser/innen). Im Preisvergleich zu anderen handelsüblichen Scout-Varianten ist unser K31 Scout jedoch ein Schnäppchen!
Die Basis wurde von Wyss Waffen in Burgdorf aus einem sehr gut erhaltenen Karabiner 31 nach unseren Vorgaben gefertigt. Da gilt unser Dank insbesondere «S.» – du hast einen SUPER Job gemacht!

Die Basis für den K31 Scout – unser «neues Baby»
Nachfolgend die Merkmale des von Wyss Waffen gelieferten K31 Scout.
System | K31 Scout (Zustand sehr gut) |
Lauflänge | 460 mm, Gewinde M15x1 |
Gesamtlänge | 94.5 cm |
Gesamtgewicht | ca. 3.8 kg, Karabiner ungeladen inkl. Magazin |
Mündungsbremse | Wyss Waffen 2 Kammer Mündungsbremse |
Visierung | Original K31 Kornträger (umplatziert) und Visier auf Visierträger |
Sonstiges | Gekürzter originaler Holzschaft, Riegelgriff von Wyss Waffen, Beschichtung aller Metallteile |
Die Balance des K31 Scout ist genau richtig und der Mittelpunkt liegt auf der Höhe der vorderen Magazinkante. Dadurch lässt sich das Gewehr angenehm mittig in einer Hand tragen und belastet die Unterstützungshand im Anschlag nicht zu sehr.
Alle Metallteile sind manganphosphatiert, was einen satten schwarzen Farbton zur Folge hat. Möglich wäre auch zinkphosphatiert, da entspräche die Farbe dann eher grau. Diese Form der Beschichtung soll um einiges «härter» als andere Verfahren sein und einen möglichen späteren «paint job» besser haftbar machen, das heisst mit einer Spraydose einen Tarnanstrich verpassen (nur für die etwas älteren Leser/innen) – keine wirkliche Anforderung in unserem Projekt, aber wir sind gespannt auf die Langzeittests.
Neben dem auf 460mm gekürzten Lauf und dem eingekürzten Holzschaft, der stark an ein Lee-Enfield Nummer 5 «Jungle Carbine» erinnert, wurde auf das 15×1 Gewinde auch gleich noch die Mündungsbremse und zur besseren Haptik der Riegelgriff, beides ebenfalls von Wyss, montiert. Ansonsten entspricht der K31 Scout einem ganz «normalen» Karabiner 31 mit Kolbenkappe, Unterband, Kornträger und Visierkasten inkl. Schiebevisier.
Also alles in allem eine sehr gelungene Basis für unser Projekt «Eidgenossen Scout» – einziger Wehrmutstropfen ist das dennoch sehr hohe Basisgewicht von 3.8kg. Dazu aber später noch mehr.

LER Optik, GEE und das BDC
Als LER (Long Eye Relief) Optik haben wir uns für das Burris Scout 2-7×32 Zielfernrohr entschieden. Der genügend hohe Augenabstand ermöglicht die geplant nach vorne versetzte Montage um vollen Zugriff auf die Verschlussöffnung zu haben. Weiter verfügt das Burris Scout über ein einfaches BDC Absehen, was uns für die unterschiedlichen Einsatzdistanzen sicher von Nutzen sein wird.

Montiert haben wir das Zielfernrohr mit Vortex Pro 1 Inch Riflescope Rings Low mit einer Bauhöhe von 6.4mm auf der ebenfalls von Wyss hergestellten ZF Montage für K31 (Produkt-Nr. 60.3000, aktuell noch mit Weaver Profil). Dies ergibt eine Zielfernrohrhöhe (Visierhöhe über Laufseele) von etwas weniger als 48mm. Das ist zwar nicht tief genug um ohne zusätzliche Wangenauflage auszukommen, aber schon sehr nahe dran.
Eingeschossen haben wir das Burris auf die Entfernung von 150 Meter. Warum 150 und nicht 100 Meter? Gemäss Berechnung mit der Strelok App liegt die GEE (günstigste Einschiessentfernung) für unsere Konfiguration bei einem angestrebten Zieldurchmesser von 10cm (entspricht einem Radius von 5cm, für den jagdlichen Einsatz wäre ein Radius von 4cm empfohlen) bei genau 150 Meter. Das ergibt dann eine durchgängige «Einsatzdistanz ohne Höhenkorrektur» bzw. eine MPBR (maximum point blank range) von 0 bis 176 Meter.
Für einen Radius von 17.5cm liegt die GEE bei 244 Meter, was die MPBR auf 288 Meter verlängern würde. Natürlich kennen wir auch die notwendige Höhenkorrektur in Klicks um das Zielfernrohr auf 244 Meter zu «Nullen»! Dieses zusätzliche Wissen kann sicher nicht schaden und je nach Situation macht es sogar Sinn, ein «B-Field ReZeroing» (gerade eben erfundener Begriff) am ZF durchzuführen. Wir haben ja schliesslich ein BDC Absehen.
Für die Nutzung des BDC haben wir uns folgenden Spickzettel gebastelt.
Im oberen Bereich finden wir Angaben zu Waffe, Zielfernrohr und Munition sowie auf welche GEE eingeschossen wurde. Das Fadenkreuz zeigt die Haltemarken in unserem BDC Absehen. Da es keine LER FFP Zielfernrohre gibt und sich das Absehen beim Burris ebenfalls in der 2ten-Bildebene (SFP) befindet, haben wir die Werte für die grösste und die kleinste Vergrösserung vermerkt.

Sicher ist das «B-Field ReZeroing» eher speziell und ein wenig viel «hin und her» – wir sind überzeugt, dass es funktioniert, praktikabel ist und freuen uns auf die Langzeittests! Zumindest im Schiessstand hat es schon mal gepasst.

Der «MURS» Sling
Einen möglichst flexiblen aber dennoch einfachen Riemen erachten wir als unabdingbar. Daher haben wir den MURS «modified universal ready sling» entwickelt – also nicht wir haben ihn entwickelt, sondern Magpul! Die Firma Magpul weiss zwar nichts davon, sie hätte aber sicher nicht Freude an uns bzw. was wir ihrem Magpul MS1 Sling angetan haben.
Das Ganze ist sehr simpel und durch jedermann/jedefrau zuhause selber machbar. Was braucht es? Man nehme einen Magpul MS1 Sling (nicht die padded Version), schlaufe diesen am Unterband ein (kürzest mögliche Länge), schlaufe das andere Ende bei angezogenem «Verlängerungsschieber» beim Riemensteg am Kolben ein und kürze (bitte etwas Überhang lassen, wir werden im Alter alle etwas korpulenter) den Sling mit einem Teppichmesser – fertig ist der MURS!
So erhält man einen im gespannten Zustand am Gewehr anliegenden Riemen, der situativ auf die nötige Länge verlängert werden kann. Gespannt baumelt der Riemen nicht herum und liegt eng am Gewehr, halb ausgefahren dient die zwischen Unterband und dem «Verlängerungsschieber» entstandene Schlaufe als Stabilisierung wie bei einem Shooting Sling und ganz ausgefahren hängt man sich das Gewehr um den Nacken, an die Schulter oder hinter den Rücken – so geht das!
Eine erste Zwischenbilanz. Was fehlt noch?
Nachfolgend die Merkmale unseres aktuellen «Eidgenossen Scout».
System | «Eidgenossen Scout» – auf Basis K31 Scout von Wyss Waffen |
Gesamtlänge | 96 cm |
Gesamtgewicht | ca. 4.7 kg, Karabiner ungeladen inkl. 12 Schuss Magazin |
Visierung | Notvisierung noch nicht umgesetzt |
Zielfernrohr | Burris Scout 2-7×32 LER |
Zielfernrohrmontage | Vortex Pro 1 Inch Riflescope Rings Low mit einer Bauhöhe von 6.4 mm auf Wyss ZF Montage für K31 Weaver Profil (Produkt-Nr. 60.3000) |
Zielfernrohrhöhe | 48 mm | 1.89 inch – Visierlinie über Laufseele |
Sonstiges | Beartooth’s Comb Raising Kit, MURS Riemen, Optional: WYSSEN DEFENCE Mündungsbremse/Feuerdämpfer KFH – erhöht die Gesamtlänge auf 98.5 cm |
Die Zwischenbilanz bis jetzt sieht folgendermassen aus:
- Als Basis für den «Eidgenossen Scout» ist ein Karabiner 31 in 7,5×55 Suisse zu verwenden und die notwendigen Änderungen sollten für jedermann und ohne grossen Aufwand möglich sein
Karabiner 31 in 7,5×55 Suisse als Basis | |
Jedermann’s / Jedefrau’s Gewehr –> eine geeignete Basis analog K31 Scout vorausgesetzt |
- Das Gesamtgewicht von 4 Kilogramm und die Gesamtlänge von 1 Meter dürfen nicht überschritten werden ohne dabei die Mündungsgeschwindigkeit von 750m/s V0 bei 15°C zu unterschreiten
Gesamtlänge von 1 Meter darf nicht überschritten werden |
Gesamtgewicht von 4 kg oder weniger gemessen mit allem Zubehör | |
Mündungsgeschwindigkeit von 750 m/s V0 bei 15°C |
- Die Montage einer Optik für das sichere Ansprechen eines Zieles bis 400 Meter ist zwingend, dabei muss das Laden mit Ladestreifen gewährleistet bleiben und der Hülsenauswurf darf nicht beeinträchtigt werden, die Verfügbarkeit einer Notvisierung ist zwingend
Optik für das sichere Ansprechen eines Zieles bis 400 m | |
Verwendung von Ladestreifen weiterhin möglich | |
Hülsenauswurf nicht beeinträchtigt | |
Notvisierung vorhanden –> noch nicht, aber das stellt kein Problem dar |
- Die Montage eines geeigneten Riemens für den Transport und als Schiessunterstützung ist zwingend, ein Zweibein ist erwünscht jedoch nicht zwingend und zählt nicht zum Gesamtgewicht
Riemen für den Transport und die Schiessunterstützung | |
Optionales Zweibein möglich –> hier käme die Zweibeinstütze Jagd von Wyss infrage |
Für den Abschluss unseres Projektes «Eidgenossen Scout» fehlen noch einige wichtige Dinge am K31 Scout. Zum einen die Notvisierung. Da haben wir zwar eine ganz einfache Idee, jedoch noch nicht die Zeit gefunden diese umzusetzen – ein entsprechendes Update werden wir aber sicher noch nachliefern.
Zum anderen ist der in der Endkonfiguration umgebaute K31 Scout mit rund 4.7kg Gesamtgewicht immer noch weit über der angestrebten Zielmarke von 4kg. Es muss also noch sehr viel optimiert werden.
Leider ist der Spielraum sehr eingeschränkt und wir sehen lediglich bei der Schäftung noch Potenzial für eine Diät. Da wir in dieser Sache aber immer noch keinen geeigneten Partner gefunden haben, muss dieses Thema wohl oder übel zurückgestellt werden.

Fazit
Wir sind sehr skeptisch, dass wir das angestrebte Zielgewicht von weniger als 4kg erreichen können, zumal wir einen maximalen Spielraum von gerade einmal 500 Gramm für die gesamte alternative Schäftung haben. Das wird wohl kaum zu schaffen sein.
Strecken wir die Fahnen? Nein, noch nicht ganz und wir werden weiter dranbleiben. Trotzdem müssen wir uns eingestehen, dass der «Eidgenossen Scout» Jeff Cooper sicher gefallen hätte (oder zumindest unser Bestreben) und ein Geradezugrepetierer ein Unikat in der Welt der Scout-Gewehre gewesen wäre, er aber nie den «Ritter-Schlag» zu einem offiziell anerkannten Scout-Gewehr erhalten würde.
Als «general-purpose» Gewehr oder «the one and only rifle» sehen wir jedenfalls grosses Potenzial – to be continued!