Eine Zielfernrohrmontage für den Karabiner 31, die ohne Veränderung an der Waffe und auf jedem beliebigen K31 problemlos mit einem «Sackmesser» und ohne Veränderung der Trefferlage angebracht werden kann – gibt’s das? Ja!
Zugegeben eine etwas wage Aussage. Zumindest erhoffen wir uns von der Zielfernrohr-Klemm-Montage von Wyss Waffen Burgdorf genau das. Ob unsere Anforderungen erfüllt werden und wie sich die «Eierlegende-Wollmilchsau» im Langzeittest schlägt, erfahrt ihr in dieser Beitragsserie.
Da wir nicht Jahre auf einen ersten abschliessenden Bericht warten wollen, haben wir unsere Erfahrungen bereits nach dem ersten Feldversuch zusammengetragen um mit euch zu teilen. Hier nun also die Ergebnisse und ein erstes Fazit.

Erster Eindruck und Montage an den K31
Die Klemm-Montage von Wyss Waffen macht einen guten ersten Eindruck und ist sehr hochwertig verarbeitet. Für die Zielfernrohrringe gibt es mehrere Varianten mit unterschiedlichem Diameter.
- Diameter 26mm in Bauhöhe 10mm und 18mm
- Diameter 30mm in Bauhöhe 10mm und 18mm
- Diameter 34mm in Bauhöhe 10mm und 18mm
Für unseren Langzeittest nutzen wir die 30er-Ringe mit einer Bauhöhe von 10mm und ein Primary Arms SLx6 1-6X24 FFP mit ACSS Raptor 5.56/5.45/.308 Absehen. Für die Montage der beiden Ringe an der Basis gibt es hinten 1 Loch (leichte seitliche Verstellung möglich) und vorne 2 Löcher um den Ring weiter vorne oder weiter hinten zu platzieren.
Anbringen der Klemm-Montage am Karabiner 31
Die Montage des Zielfernrohrs gestaltet sich grundsätzlich einfach. Die Wahl des Zielfernrohrs kann jedoch nicht einfach planlos erfolgen. Zu grosse Verstelltürme oder ein zu kurzes Rohr kann schnell zu Konflikten mit dem Hülsenableitblech führen. Wird dieses in irgendeiner Form tangiert, gibt es zwangsläufig Probleme beim Auswurf.
Leider ist das altbekannte Problem mit dem Augenabstand auch bei dieser Zielfernrohrmontage eine Herausforderung. Das Zielfernrohr mit langem Okular kann, baubedingt durch die Basis, nicht flexibel weit nach vorne gesetzt werden – nach hinten, also näher zum Auge, bietet weniger Probleme. Wenn der Karabiner 31 eine «zeitgemässe» Schaftlänge und -form hätte, würde natürlich alles perfekt passen. Der Einsatz einer Schaftkappe und einer Wangenauflage sind daher zwingend notwendig. Beim Einschiessen unter «Labor-Bedingungen» haben wir das vernachlässigt – auf dem Feld hat sich das bitter gerächt.
Schnell wird klar, dass die Klemm-Montage von Wyss einen Offset von ca. 1cm hat und damit nicht mittig über dem Karabiner 31 platziert ist. Schlecht? – Nein nicht grundsätzlich, es hat sogar Vorteile. Der Kopf wird sauber auf die Wagenauflage «aufgelegt», das fühlt sich intuitiv natürlicher an.
Die Klemm-Montage wird rechts am Karabiner 31 montiert, ähnlich einem Sport-Diopter, und über eine einzige Schraube angezogen – da sind wir auf die Dauer skeptisch ob das hält. Die Ausrichtung bietet widererwarten keine Probleme, die «Führungen» und «Positionierungs-Helfer» machen einen super Job. Alles sitzt bombenfest und dem Einschiessen steht soweit nichts mehr im Wege.

Einschiessen auf 100 Meter und erste Erfahrungen
Eingeschossen haben wir das System bei Brünig Indoor – auf diesem Weg müssen wir einmal ein Kränzchen winden: die Anlage und das Licht sind für einen Schiesskeller top! Mit kleiner Korrektur konnte das bereits auf einem Karabiner 31 verwendete Zielfernrohr an die neue Montage «angepasst» werden. Die Treffer wurden wegen dem Versatz der Klemm-Montage bewusst im 98er-Kreis rechts gehalten. Damit erhoffen wir uns einen möglichst parallelen Verlauf von der Visierlinie zur Geschossflugbahn, damit es auch auf weitere Distanzen nicht zu ungewollten Auswirkungen in der Seite kommt.
Schon beim ersten Schuss ist uns ein möglicher Nachteil der Zielfernrohrmontage bewusstgeworden. Wie laden wir überhaupt eine Patrone in den Karabiner 31? Das gewohnte «einwerfen» einer einzelnen Patrone mit der rechten Hand ist nicht mehr möglich, da die Montage an der rechten Seite des Verschlussgehäuses montiert ist. Welche Hand nun zum Laden gebraucht wird ist Sache jedes einzelnen Schützen und in den meisten Fällen auch abhängig von der Schiesshaltung oder der aktuellen Situation. Als genereller Nachteil kann dieser Umstand daher nicht geltend gemacht werden.
Die Hülse wird über das Ableitblech nach links ausgeworfen. Das funktioniert sehr gut und braucht etwas weniger Kraftaufwand als bei den Montagen die im Visierkasten montiert werden. Die Klemm-Montage von Wyss verzeiht ein wenig beherztes Öffnen des Veschlusses grundsätzlich besser, «büssele» darf man aber auch hier nicht.
Im Feld und das Schiessen auf weitere Distanzen
Korrekt eingeschossen und noch einmal den festen Sitz kontrolliert, sind wir bereit um die Konfiguration auch im Feld zu testen. Wie erwähnt, macht sich der fehlende Augenabstand schnell und unangenehm bemerkbar – ohne Schaftverlängerung ist die Klemm-Montage am Karabiner 31 in unserer Konfiguration nicht brauchbar. Das Zielfernrohr sitzt einfach zu nahe am Auge und der perfekte Abstand muss immer wieder gesucht werden. Geht nicht, gibt’s nicht – so mussten wir zu Gunsten des besseren Zielbildes schon mal den K31 von der Schulter nehmen – blaue Flecken vorprogrammiert.
Das Beschiessen von mehreren Zielen auf unterschiedlichen Distanzen gestaltet sich problemlos. Wie bereits erwähnt, muss das Zuführen der Munition je nach Schiesshaltung über die linke Hand erfolgen. Grundsätzlich kein Problem, wer aber über ein zweites Magazin verfügt ist hier klar im Vorteil.
Bis 500 Meter hilft das ACSS Raptor 5.56/5.45/.308 Absehen tatkräftig mit und erledigt seine Aufgabe mit Bravour. Entfernungen lassen sich gut abschätzen und dank dem BDC-Absehen in der ersten Bildebene sind auch die Haltepunkte für die ermittelte Distanz klar und passen ziemlich gut. Die Ziele auf über 700 Meter konnten dank Windstille und gutem Augenmass beim Schätzen des Haltepunktes im Absehen ebenfalls wiederholgenau getroffen werden.
Auch die erwartete Seitenkorrektur wegen dem baubedingten Offset der Montage war nicht notwendig, noch hat sie sich in irgendeiner Form negativ bemerkbar gemacht – ob das nun an dem bereits berücksichtigten Versatz beim Einschiessen liegt, ist unklar.
Ansonsten gibt es keine wirklich nennenswerten Punkte. Die Klemm-Montage von Wyss hat auch im Feld einen sehr guten Job gemacht, sitzt nach über 100 Schuss immer noch bombenfest und hat alles in allem sicher neue «Fans» gefunden.

Pros und Cons – Fazit nach erstem Feldversuch
Einfache Montage dank «Führungen» und «Positionierungs-Helfer» | |
Hochwertig verarbeitet und passgenau | |
Hülsenauswurf funktioniert gut und zuverlässig | |
Die Montagebasis lässt sich durch den Tausch der Ringe vielseitig einsetzen. | |
Der Offset von 1cm ist ungewohnt, hat aber keinen negativen Einfluss. Die Kopfhaltung auf der Wangenauflage fühlt sich sogar natürlicher an. | |
Der Augenabstand ist zu nah, kann aber mittels einer Schaftverlängerung korrigiert werden. | |
Das Laden von einzelnen Patronen ist nur über Links möglich, je nach Schiesshaltung ist das ein Nachteil. | |
Das Zielfernrohr muss auf die Montage passen! Insbesondere Zielfernrohre mit kurzer Bauform oder grossen Verstelltürmen links bereiten Probleme. |
Was kommt als nächstes?
Wir werden die Klemm-Montage von Wyss nun über einen längeren Zeitraum «in Anspruch nehmen». Dabei wollen wir testen wie sich die Trefferlage beim Wechsel der Montage inklusive Zielfernrohr auf einen anderen Karabiner 31 verhält und wie sich die Montage im etwas «dynamischeren» Schiessen bewährt.
Weiter wird sich sicher zeigen wie lange die Klemm-Montage fest am Karabiner 31 sitzt, oder ob sich mit der Zeit Montage oder Ringe lösen. Ja, wir wissen das es «Ami-Kleber-mit-L» gibt – vorerst haben wir aber bewusst darauf verzichtet. Schliesslich testen wir das Ganze ja noch und es soll nicht für die Ewigkeit konfiguriert werden. Weitere interessante Berichte zu diesem Thema werden also folgen.
Passt mein Wunsch-Zielfernrohr auf die Klemm-Montage von Wyss?
Prüfe deine geplante Zielfernrohr-Konfiguration (ZF und Montage) vorgängig mit unserem «K31 Optiktester» und spare dadurch Zeit und Kosten.
Mit der «K31 Optiktester» erhälst du Angaben zur notwendigen Bauhöhe, der maximalen Zielfernrohrlänge und den Zielfernrohrabmessungen, prüfst den zu erwartenden Augenabstand und kannst die Höhe der Visierlinie über der Laufseele (Height over Bore) bestimmen.
Wie funktionierts?
Einfach die PDF-Vorlagendatei für die geplante Ringhöhe (Bauhöhe 10mm oder 18mm) herunterladen, auf A3 quer in Originalgrösse ausdrucken, Schnittmuster des gewünschten Zielfernrohrs und der Montage in Originalabmessung basteln und auf der Schablone die Passgenauigkeit prüfen – fertig!
Hallo, ist es möglich mit dieser Montage die offene Visierung ebenfalls zu nutzen. Dies war für mich immer ein Grund dafür, bisher noch keine ZF-Montage für meinen K31 anzuschaffen. Bin kein Freund von Montagen, die auf der Kimme montiert werden. Besser noch wäre es evtl. noch, wenn die Montage ganz einfach mit einem normalen Picatinny-Rail Steg und aus Stahl gefertigt wäre!??? Besten Dank für Eure Auskunft. Bin gespannt auf die Langzeit-Testergebnisse… Herzlichen Gruss